Im Detail

Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma: DEGUM empfiehlt Ultraschall als Mittel der ersten Wahl zur Messung des Hirndrucks

| Pressemitteilungen 2022,

Expert*innen informieren auf einer Online-Pressekonferenz am 18. Mai über moderne Ultraschallverfahren

Berlin - Jährlich erleiden mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Beide Erkrankungen sind lebensgefährlich – und eine schnelle Diagnose ist entscheidend, um langfristige Folgen und eine dauerhafte Behinderung möglichst zu vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) empfiehlt dabei den Ultraschall zur Abschätzung und Verlaufskontrolle des Hirndrucks. Sowohl der transkranielle Ultraschall als auch die sogenannte Optikusnervenscheiden-Sonografie sind hier sinnvoll, da es sich bei beiden um Verfahren handelt, die am Krankenbett eingesetzt und bei Bedarf leicht wiederholt werden können. Über den Einsatz des Ultraschalls bei erhöhtem Hirndruck berichten Expert*innen der DEGUM auf einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch, den 18. Mai 2022von 11 bis 12 Uhr.

Anmeldung und Link für die Teilnahme unter: https://register.gotowebinar.com/register/6506128481951327503

Kommt es im Gehirn durch eine Verletzung von außen zu einer Blutung, wird gesundes Hirngewebe verdrängt und der Hirndruck erhöht sich; einen ähnlichen Effekt können Schlaganfälle oder Tumoren auslösen. Da das gesunde Gewebe aufgrund der knöchernen Schädeldecke nicht ausweichen kann, wird es ab einem bestimmten Hirndruck geschädigt. Wird dieser lebensgefährliche Zustand nicht schnell genug diagnostiziert, stirbt der Betroffene. „Daher ist es von enormer Bedeutung, einen erhöhten Hirndruck frühzeitig zu erkennen und bei kritischen Werten zu behandeln. Das kann bis hin zu einer sogenannten Hemikraniektomie führen, bei der ein Teil der Schädeldecke entfernt wird, um die Hirnschwellung zu entlasten“, erklärt PD Dr. med. Michael Ertl, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie am Universitätsklinikum Augsburg und stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Neurologie. Um in solchen Fällen rechtzeitig handeln zu können, sei eine frühzeitige Diagnose entscheidend.

Zur indirekten Messung des Hirndrucks können die Computer- oder Magnetresonanztomographie zum Einsatz kommen. Mit diesen Verfahren kann jedoch nur die Ursache des Drucks aufgedeckt werden – eine Messung des Hirndrucks selbst ist nur mit invasiven Drucksonden möglich. Ertl empfiehlt in solchen Fällen, ergänzend zu anderen bereits genannten Methoden, die nicht-invasive Abschätzung des Hirndrucks mittels Ultraschall: „Das Verfahren ist besonders gesundheitsschonend, direkt am Bett des Patienten durchführbar und außerdem viel kostengünstiger als andere Verfahren. Zudem besteht dadurch – im Vergleich zu invasiven Verfahren – keine Infektionsgefahr“, so der DEGUM-Experte. „Die Messung des Hirndrucks mittels Sonografie ist auch zur Verlaufskontrolle ideal geeignet.“ Sowohl der transkranielle Ultraschall als auch die Optikusnervenscheiden-Sonografie sind hier empfehlenswert.

Die transkranielle Sonographie ist ein modernes Verfahren: „Generell ist die Schädeldecke gut gegen Ultraschallwellen abgeschirmt, doch über ein kleines Knochenfenster ist eine Untersuchung meist möglich“, erläutert der DEGUM-Experte. „Von hier aus dringt die transkranielle Sonografie in die Tiefen des Gehirns und kann dort über bestimmte Messungen im B-Bild und im Farbduplex Hinweise auf einen erhöhten Hirndruck finden.“

Die Optikusnervernscheidensonografie – die Ultraschalluntersuchung des Sehnervs (Nervus opticus) – ist ein weiteres empfehlenswertes nicht-invasives Verfahren. „Wie das Gehirn so ist auch der Sehnerv von einer Flüssigkeit, dem Liquor, umgeben. Bei einem erhöhten Hirndruck weicht die Flüssigkeit in Richtung Sehnerv aus“, so Ertl. „Dann dehnt sich der Liquorraum um den Sehnerv, die sogenannte Sehnervenscheide, aus. Die Sehnervenscheide stellt somit ein „Fenster“ zu den Druckverhältnissen im Schädel dar. Bei erhöhtem Hirndruck nimmt also auch die Sehnervenscheide zu.“ Auch diese Untersuchung ist sehr unkompliziert durchführbar, in erfahrenen Händen ungefährlich und kann problemlos mehrfach angewendet werden: „Der Schallkopf wird dabei auf das geschlossene Auge des Patienten seitlich aufgesetzt. Bei einer Druckentlastung oder einem Anstieg werden Veränderungen rasch sichtbar, so dass sich das Verfahren ebenfalls sehr gut für Verlaufskontrollen eignet“, sagt der DEGUM-Experte.

Diese modernen Ultraschallmethoden sind Thema auf der Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) am Mittwoch, den 18. Mai 2022 von 11 bis 12 Uhr. Renommierte Referent*innen berichten zudem über den weiteren Einsatz des Ultraschalls bei Kopferkrankungen und darüber, wie Hirnblutungen bei Babys und Parkinson diagnostiziert werden können. Zudem ist der Einsatz des MRT-gesteuerten fokussierten Ultraschalls zur Behandlung von Tremorerkrankungen, bei der vor allem ein Muskelzittern auftritt, Thema der virtuellen Veranstaltung.

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