Curriculum Abdomen

Neue DEGUM-Kursstruktur für die Ausbildung in der Abdomensonografie

Im Oktober 2013 wurde die Neuregelung des Kurssystems beschlossen.

Matthias Mende* (Freiberg), Thomas Karlas* (Leipzig), Klaus Dirks* (Backnang), Franziska Lindner (Leipzig), Stefan Delorme (Heidelberg) und Volker Keim (Leipzig)
*Diese Autoren haben einen gleichwertigen Beitrag zur Erstellung des vorgestellten Konzepts geleistet.


Unter Mitwirkung von (alphabetisch): Christoph F. Dietrich (Bad Mergentheim), Dieter Nürnberg (Neuruppin), Andreas Schuler (Geislingen), Deike Strobel (Erlangen), Marc-André Weber (Heidelberg) und Matthias Wüstner (Trier)

Neugliederung des Kurssystems

Auf der Vorstandssitzung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) im Oktober 2013 in Stuttgart wurde eine Neuordnung des Kurssystems für die Ausbildung in der Abdomensonografie beschlossen. Diese Neuorientierung war erforderlich, da das DEGUM-Kurssystem heute primär weiterbildungsbegleitend ist und nur noch zu einem sehr kleinen Teil für die Zulassung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen benötigt wird. Im Zuge der Neustrukturierung soll auch eine weitergehende Harmonisierung mit dem Kurssystem der Österreichischen und Schweizer Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM und SGUM) erfolgen, um eine wechselseitige Anerkennung der Qualifikationen zu vereinfachen.

Statt der bisher in drei Abschnitte (Grund-, Aufbau- und Abschlusskurs) gegliederten Ausbildung ist die neue Kursstruktur nun 2-stufig (Grund- und Aufbaukurs). Die Kurse finden jeweils an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen statt (insgesamt 24 Unterrichtseinheiten à 45 min). 50% der Kurszeit ist für praktische Übungen an Probanden und Patienten vorgesehen, wobei die Größe der Übungsgruppen auf 5 Personen pro Gerät beschränkt ist. Zusätzlich zu Grund- und Aufbaukurs werden Module für einzelne Schwerpunkte angeboten.

Verbindliches Curriculum für Grund- und Aufbaukurs

Zur Gewährleistung eines einheitlichen Qualifikationsniveaus in der Abdomensonografie ist ein verbindliches Curriculum erforderlich, in dem die Lehrinhalte der Kurse der Sektionen Innere Medizin, Radiologie und Chirurgie definiert sind. Da diese drei Sektionen schon seit Jahren ein gemeinsames Ausbildungskonzept haben war es naheliegend, das revidierte Kurskonzept für diesen Bereich beispielhaft zu formulieren. Der Katalog definiert die Mindestanforderungen, er soll den Kursleitern als Orientierungshilfe dienen und andererseits den KursteilnehmerInnen einen übersichtlichen Ausbildungsplan bieten.

Natürlich handelt es sich bei unserem gemeinsamen Konzept um einen Kompromiss unter allen Beteiligten. Wohingegen machen Autoren sich die Darmsonografie als obligaten Bestandteil des Grundkurses gewünscht hatten, waren andere der Ansicht, das Curriculum (insbesondere des Grundkurses) sei ohnehin zu umfangreich und müsse gestrafft werden. Hier haben wir die Lösung gefunden, die Darmsonografie als optionalen Teil aufzunehmen und einige ursprünglich für den Grundkurs vorgesehenen Teile in den Aufbaukurs zu verschieben. Darüber hinaus können ergänzende Inhalte (z.B. Einführung in die Schilddrüsen- oder Thoraxsonografie) angeboten werden. Die Kursleiter werden ausdrücklich gebeten, uns ihre Erfahrungen in der praktischen Umsetzung mitzuteilen, um eventuell notwendige Anpassungen der inhaltlichen Vorgaben zu ermöglichen.

Grundsätzlich vermitteln Grund- und Aufbaukurs die drei Schwerpunkte (siehe oben rechts oder hier Abbildung 1):

(A) Grundlagen der Methode
(B) Durchführung der sonografischen Untersuchung
(C) (Sono-)Anatomie und (Sono-)Pathologie.

Die Unterteilung der Lernziele erfolgt in „Fähigkeiten“ und „Kenntnisse“. Die „Fähigkeiten“ sollen die Teilnehmenden an Hand der Übungen praktisch erwerben (z.B. Darstellung der Milzvene dorsal des Pankreas). Bei den zu vermittelnden „Kenntnissen“ handelt es sich um theoretisches Wissen (z.B. Beschreibung der Charakteristika eines Leberhämangioms), welches den Teilnehmenden im Grundkurs durch Untersuchung von Probanden in der Regel nicht demonstriert werden kann.

Der Grundkurs vermittelt Basiskenntnisse zu physikalischen und technischen Grundlagen, Geräteeinstellung, Befundbeschreibung und Dokumentation. Schwerpunkte sind dabei der Normalbefund der inneren Organe sowie häufige pathologische Befunde. Die Untersuchungstechnik wird in den praktischen Übungen an gesunden Probanden erlernt. Grundlagen der Notfallsonografie (z.B. Nachweis freier Flüssigkeit) sollen bereits in den Grundkurs integriert werden, da diese in der interdisziplinären Ultraschallanwendung frühzeitig benötigt werden (siehe hier Tabelle 1).

Der Grundkurs ist insbesondere für Teilnehmende ohne Vorkenntnisse sehr umfangreich und anspruchsvoll. Aus diesem Grund sollte den KursteilnehmerInnen dringend geraten werden, sich anhand einer vom Kursleiter ausgesprochenen Literaturempfehlung vorzubereiten.
Der Aufbaukurs vertieft die Kenntnisse des Grundkurses und soll unter Anleitung und Kontrolle durch die Kursleiter/ Tutoren eine Verbesserung der Untersuchungstechnik erreichen. Wie im Grundkurs beträgt der Anteil praktischer Übungen mindestens 50% der vorgeschriebenen Kurszeit, wobei der Fokus auf dem Erkennen und Darstellen häufiger pathologischer Befunde und deren Differentialdiagnose liegt. Zudem soll die Untersuchungstechnik für schwierige Fragestellungen verfeinert werden. Um diese Ziele zu erreichen wird auch definiert, welche sonografischen Befunde die KursteilnehmerInnen während des Kurses mindestens sehen sollten. Der Aufbaukurs definiert ferner den Stellenwert der Sonografie im Rahmen der Diagnostik bei gängigen klinischen Fragestellungen (siehe hier Tabelle 2).

DEGUM-Module

Nach Absolvierung des Grund- und Aufbaukurses können organ- und fachspezifische Kenntnisse durch DEGUM-Module vertieft werden. Hierbei handelt es sich um Ultraschallkurse mit mindestens 8 Kursstunden à 45 Minuten. Im Gegensatz zu den bisherigen Refresherkursen sollen auch in den Modulen mindestens 50% der Unterrichtszeit für praktische Übungen zur Verfügung stehen. Ist ein Praktikum z.B. aus ethischen Gründen nicht möglich, sind alternativ Live-Demonstrationen, Übungen an Simulatoren oder Videodemonstrationen mit Diskussion zugelassen.

Die DEGUM-Module sollen (nach Absolvierung der Grund- und Aufbaukurse sowie dem Erwerb eigener Untersuchungserfahrungen) eine gezielte und praxisnahe Spezialisierung gewährleisten. Natürlich ist es auch möglich das Modulsystem für die Weiterbildung zu nutzen, ohne an den Basiskursen teilgenommen zu haben. Module können je nach Erfordernis, Nachfrage und Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnisse rasch angepasst werden (z.B. Kontrastmittelsonografie, Elastografie, etc.). Die Inhalte werden in der Regel sektions- und arbeitskreisübergreifend festgelegt (z.B. das Modul „Intensivmedizinische Sonografie“ durch die Sektionen Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie und Radiologie).

Tabelle 3 zeigt eine Auflistung der derzeit vorgesehenen DEGUM-Module. In Tabelle 4 wird exemplarisch der Inhalt des Moduls Kontrastmittelsonografie 1 vorgestellt. Die KM-Sonografie ist seit langem Bestandteil der sonografischen Untersuchungstechnik, wurde aber im bisherigen Kurssystem nicht ausreichend abgebildet. Einzelheiten zu weiteren geplanten Modulen finden sich auf der Website der DEGUM (www.degum.de).

Umsetzung des neuen Kurssystems

Für die bisherige Kursstruktur gilt eine Übergangsregelung bis Ende 2014, die den TeilnehmerInnen des auslaufenden dreistufigen Kursmodells Gelegenheit zum Abschluss der Ultraschallausbildung gibt. Ab dem 01. Januar 2015 können nur noch Kurse von der DEGUM zertifiziert werden, die dem neuen Kursmodell Rechnung tragen.

Für Ärzte, die keine Gelegenheit haben die Sonografie im Rahmen ihrer klinischen Weiterbildung zu erlernen, sieht die bisherige Ultraschallvereinbarung nach Paragraph 6 die Möglichkeit zum Erwerb der fachlichen Befähigung durch Ultraschallkurse (3-stufiges Kurssystem) vor. Als Ersatz für den nun nicht mehr verfügbaren Abschlusskurs können zwei Module kombiniert und durch eine Abschlussprüfung ergänzt werden, sodass hierdurch die Voraussetzungen für eine KV-Zulassung erreicht werden können.


Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Volker Keim
Med. Klinik Gastroenterologie und Rheumatologie
Interdisziplinäre, zentrale Ultraschalleinheit
Universitätsklinikum Leipzig
Liebigstraße 20, 04317 Leipzig
volker.keim@uniklinik-leipzig.de

 

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