Einführende Grundlagen in die diagnostischen Möglichkeiten der Pädiatrie
Zentrales Nervensystem
Bei offener Fontanelle kann das gesamte Gehirn mit Ultraschall untersucht werden. Hierbei können Erweiterungen der Hirnkammern, Hirnblutungen, Fehlbildungen des Gehirns und eine Vielzahl von selteneren Erkankungen diagnostiziert werden. Die Untersuchung kann ohne Vorbereitung (keine Sedierung) auch am Krankenbett und im Brutkasten durchgeführt werden. Bei offener Fontanelle ist die Ultraschalluntersuchung das bildgebende Verfahren der Wahl.
Rückenmark
Das Rückenmark des Neugeborenen kann mit Ultraschall exzellent dargestellt werden. Dies ist möglich, da in dieser Altersgruppe die Wirbelbögen noch nicht vollständig verknöchert sind. Hiermit können Fehlbildungen des Rückenmarks ohne Sedierung strahlenfrei diagnostiziert werden. Leider verschließen sich die Wirbelbögen bereits nach einigen Wochen bis Monaten, sodass dann auf andere bildgebende Verfahren (Kernspintomografie) zurückgegriffen werden muss. Die Untersuchung sollte somit möglichst frühzeitig erfolgen. Untersucht werden sollten alle Kinder mit Schwellungen und Auffälligkeiten der Haut im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Herz
Mit der Ultraschalluntersuchung des Herzens, auch Echokardiografie genannt, können das Herz sowie die meisten angeborenen Herzfehler diagnostiziert werden. Mit der Dopplersonografie kann die Blutströmung farbig dargestellt und gemessen werden. Eine Vielzahl von Herzfehlern wird heute allein anhand des Ergebnisses der Ultraschalluntersuchung operiert.
Schilddrüse
Aufgrund ihrer oberflächlichen Lage ist die Schilddrüse für die Ultraschalluntersuchung sehr gut zugänglich. Mit hoch auflösenden Linearschallköpfen ist eine detailgetreue Darstellung der anatomischen Strukturen und Parenchymbeschaffenheit möglich (Abb. 1a und 1b); mittels der Farbdopplertechnik kann zusätzlich die Vaskularisation des Organs beurteilt werden. Bei diffuser Vergrößerung des Organs lässt sich sonografisch sehr gut zwischen einer Jodmangelstruma oder Autoimmunthyreoiditis z. B. HASHIMOTO (Abb. 2a und 2b) oder M. BASEDOW unterscheiden; durch Farbdoppleruntersuchung können die einzelnen Ursachen weiter gegeneinander abgegrenzt werden. Bei knotigen Schilddrüsenveränderungen lässt sich sonografisch zwischen Adenomen und Zysten (Abb. 3a und 3b) unterscheiden, gegebenenfalls ergeben sich auch Hinweise für einen bösartigen Schilddrüsentumor.
Hals- und Gesichtsweichteile
Die Strukturen des Halses und Gesichtes lassen sich sonografisch sehr gut darstellen, da sie oberflächlich liegen und keine für den Ultraschall undurchdringliche Strukturen vorgelagert sind, z. B. Knochen oder lufthaltige Organe. Bei Lymphknotenvergrößerungen ist leicht zu differenzieren, ob die vergrößerten Lymphknoten intakt sind, wie z. B. bei vielen Infektionen (Abb. 1a) aber auch bei Leukämien u. ä. oder ob eine Abszedierung des Lymphknotens vorliegt (Abb. 1b).
Entzündliche Veränderungen im Gesicht sind vielfätiger Natur und durch die Sonografie lassen sich Abszesse leicht gegen eine Speicheldrüsenentzündung (Abb. 2a) oder eine Wangenphlegmone (Abb. 2b) abgrenzen. Entsprechendes gilt für Knoten/Anschwellungen im Bereich der Halsweichteile: sonografisch kann zwischen Hämangiomen oder Lymphangiomen (Abb. 3a), soliden Raumforderungen oder Lymphknoten und angeborenen Fehlbildungen, z. B. mediale oder laterale Halszysten (Abb. 3b) oder Dermoiden unterschieden werden.
Onkologie
Die Sonografie hat in der pädiatrischen Onkologie sowohl in der Erstdiagnostik als auch bei therapiebegleitenden Verlaufskontrollen und der onkologischen Nachsorge einen hohen Stellenwert.
Typische Diagnosen im Säuglings- und Kindesalter sind u. a. das Nephroblastom, das Neuroblastom und das Hepatoblastom, sowie systemisch Leukämien und Lymphome. Weiterhin finden sich Weichteiltumoren und ZNS-Tumoren, letztere sind beim Säugling sonografisch über die Fontanelle zugänglich.
Weichteilsonographie
Die Weichteilsonografie hat eine Vielzahl von Indikationen und Diagnosen. Dazu gehören u. a. Hämangiome, Lymphangiome, Abszesse, Blutungen und Tumoren.
Niere und ableitende Harnwege
Der Ultraschall ist die Methode der Wahl zur Darstellung der Nieren- und ableitenden Harnwege im gesamten Kindesalter. Urinabflussstörungen und Fehlbildungen im Bereich der Nieren oder der ableitenden Harnwege können einfach und schnell nachgewiesen und im Verlauf kontrolliert werden. Die Sonografie hilft, Nierensteine, Tumoren, Zysten oder andere seltene Erkrankungen zu identifizieren. Mittels einer ergänzenden Dopplersonografie können bei speziellen Fragestellungen Durchblutungsstörungen der Niere diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.