Grundkurs
transösophageale Echokardiografie (in Anästhesiologie und Intensivmedizin)
Übersicht der Kursanforderungen:
- Mindestens 20 Unterrichtsstunden à 45 Minuten
- Kurs an zwei bis drei Tagen
- Praxisteil: Kleingruppen von maximal vier Teilnehmern pro Gerät und Ausbilder
- 50 % praktische Übungen
Inhalte:
Inhalte des TEE-Grundkurses sind die Besonderheiten der transösophagealen Ultraschallverfahren und der TEE-Sonden-Technologie, sowie Komplikationen, Indikationen und Kontraindikationen der TEE.
Der Grundkurs umfasst die theoretische Kenntnis der 20 Standardschnittebenen nach Shanewise, mit dem Schwerpunkt auf den 11 Standardschnittebenen nach Reeves [1, 2]. Die normale Ultraschallanatomie in diesen 11 Standardschnittebenen wird in Theorie und Praxis eingehend vermittelt.
Ein zentrales Thema ist die visuelle Beurteilung der globalen und regionalen LV-Funktion und der rechtsventrikulären Funktion.
Eine Einführung in die Dopplerechokardiografie ermöglicht die Beurteilung der Herzklappenfunktion, hier liegt der Schwerpunkt auf der Farbdopplerechokardiografie, um eine orientierende Untersuchung von Klappeninsuffizienzen und Stenosen durchzuführen.
Weitere Themen des Grundkurses sind die typischen Notfälle, wie Lungenembolie, Perikarderguss und -tamponade und die Aortendissektion. Einfache kongenitale Vitien, insbesondere der Nachweis oder Ausschluss eines PFO sowie intrakardiale Raumforderungen und ihre Abgrenzung zu Artefakten werden vorgestellt. Zum Abschluss wird die Anwendung der TEE zum hämodynamischen Monitoring im OP und auf der Intensivstation vermittelt.
Theoretische Kenntnisse:
- Kenntnis der physikalischen Prinzipien der echokardiographischen Bildgebung und der Dopplerechokardiographie
- Kenntnis der Arbeitsweise von Ultraschallgeräten und der Möglichkeiten der Bildoptimierung
- Kenntnis der Handhabung, der elektrischen Sicherheit und der Anforderungen an die hygienische Aufbereitung von TEE-Sonden
- Kenntnis der Indikationen, Kontraindikationen und möglicher Komplikationen der perioperativen TEE
- Kenntnis alternativer diagnostischer Verfahren, insbesondere der Möglichkeiten der transthorakalen Echokardiographie
- Kenntnis der normalen kardialen Anatomie in den echokardiographischen Schnittbildern
- Theoretische Kenntnis der 20 Standardschnitte nach Shanewise
- Fokussierung auf die 11 Standardschnitte nach Reeves erweitert um den transgastralen Längsachsenblick (TG LAX)
- Mittösophagealer 4-Kammer-Blick (ME 4K)
• Größe und Funktion von LV und RV
• Regionale Wandbewegungsstörungen der inferoseptalen und anterolateralen Wand
• Beurteilung von Mitral- und Trikuspidalklappe einschließlich Farbdoppler
• Beurteilung des interventrikulären Septums (paradoxe Septumbewegung)
• Beurteilung des interatrialen Septums (Orientierung , Shunterkennung mit Farbdoppler) - Mittösophagealer 2-Kammer-Blick (ME 2K)
• Globale und regionale LV-Funktion, Regionale Wandbewegungsstörungen der anterioren und inferioren Wand
• Beurteilung der Mitralklappe
• Beurteilung des linken Herzohrs
• Beurteilung des Coronarsinus - Mittösophagealer Längsachsenblick (ME LAX)
• Regionale Wandbewegungssstörungen der inferolateralen und anteroseptalen Wand
• Beurteilung von Mitral- und Aortenklappe
• Beurteilung des linksventrikulären Ausflusstraktes (LVOT) - Mittösophagealer Aorta ascendens Längsachsenblick (ME Ao Asc LAX)
• Beurteilung der Aorta ascendens (Atheromatose, Aneurysma, Dissektion)
• Durch Linksdrehung der Sonde Darstellung der Pulmonalarterie (PA) in der langen Achse und der Pulmonalklappe (zentrale pulmonalarterielle Thromben, Funktion der Pulmonalklappe) - Mittösophagealer Aorta ascendens Kurzachsenblick (ME Ao Asc SAX)
• Beurteilung der Aorta ascendens
• Beurteilung der Vena cava superior
• Beurteilung der PA-Bifurkation und rechten Pulmonalarterie (RPA) - Mittösophagealer Aortenklappen-Kurzachsenblick (ME AK SAX)
• Identifikation der Aortenklappentaschen (ACC, LCC, RCC)
• Beurteilung der Morphologie und Funktion der Aortenklappe (eingeschränkte Öffnung, Sklerosierungen, Insuffizienz im Farbdoppler) - Mittösophagealer rechtsventrikulärer Einfluss-Ausflusstrakt-Blick (ME RV Ein-Aus)
• Fülllung und Funktion des RV
• Morphologie und Funktion von Trikuspidal- und Pulmonalklappe
• Farbdoppler über Trikuspidal- und Pulmonalklappe (Insuffizienzen)
• Ggf. Abschätzung des systolischen RV/PA-Druckes über Trikuspidalinsuffizienz-Jet - Mittösophagealer Bicavaler Blick (ME Bicaval)
• Beurteilung des interatrialen Septums (Position, Bewegung, Foramen ovale mittels Farbdoppler, Valsalva-Kontrast-Echo z.A.)
• Lagekontrolle intrakardialer Katheter und Kanülen Transgastraler - Mittpapillärer Kurzachsenblick (TG Mid SAX)
• LV-Volumen-Status, systolische Funktion, regionale Wandbewegungsstörungen im Versorgungsgebiet der LAD, LCX und RCA
• Stellung und Funktion des interventrikulären Septums (paradoxe Septumbewegung und D-Zeichen als Hinweis für RV-Belastung) - Transgastraler Längsachsenblick (TG LAX)
• Doppler über LVOT und Aortenklappe
• Perioperatives HZV- Monitoring - Aorta descendens Kurzachsenblick (Ao desc SAX)
• Pathologien der descendierenden Aorta (Atheromatose, Aneurysma, Dissektion)
• Linksseitiger Pleuraerguss - Aorta descendens Längsachsenblick (Ao desc LAX)
• Pathologien der descendierenden Aorta
• Lagekontrolle der IABP
- Mittösophagealer 4-Kammer-Blick (ME 4K)
- Kenntnis der typischen intrakardialen Flussprofile (Dopplerechokardiographie)
- CW-Doppler, PW-Doppler und Farbdoppler mit typischen Anwendungsgebieten
- Mitralklappenflussprofil
- Flussprofile über der AK und LVOT
- Flussprofil bei Trikuspidalinsuffizienz mit Abschätzung des SPAP
- Eigenschaften eines Farbdoppler-Jets
- Kenntnis der normalen Klappenanatomie – und funktion
- Mitralklappe im ME 4K, ME 2K und ME LAX
- Aortenklappe im ME AK SAX, ME LAX, TG LAX
- Trikusidalklappe im ME 4K, ME RV Ein-Aus
- Pulmonalklappe im ME RV Ein-Aus
- Kenntnis der echokardiographischen Zeichen von Klappenerkrankungen
- Insuffizienzen von MK und AK im Farbdoppler, Differenzierung zwischen geringer, mäßiger und schwerer Insuffizienz (Farbdopplerfläche- und Ausbreitung, Vena contracta)
- Stenosen von AK und MK (Segel/Taschenbeweglichkeit, CW-Doppler)
- Insuffizienzen von TK und PK im Farbdoppler, Differenzierung leicht + mittelgradig vs schwer (Farbdopplerfläche- und Ausbreitung, Vena contracta)
- Problematik exzentrischer Jets
- Kenntnis der echokardiographischen Zeichen:
- intrakardialer Raumforderungen und Abgrenzung von Artefakten
- Perikarderguss + Perikardtamponade
• Perikarderguss, Abschätzung der Menge
• Zeichen der hämodynamischen Relevanz - Aortendissektion
- Lungenembolie, Zeichen der hämodynamischen Relevanz
- Kenntnis der echokardiographischen Zeichen von Myokardischämien und Myokardinfarkt
- Abschätzung der regionalen LV-Funktion (TG Mid SAX, ME 4K, ME LAX, ME 2K)
- 17-Segmentmodell und Koronarversorgung
- Kenntnis der echokardiographischen Zeichen von normaler und eingeschränkter Ventrikelfunktion
- Linker Ventrikel
- Linksventrikuläre Dilatation
- Qualitative, visuelle Abschätzung der systolischen LV-Funktion
- Rechter Ventrikel
- Rechtsventrikuläre Dilatation (RV spitzenbildend ?)
- Qualitative, visuelle Abschätzung der systolischen RV-Funktion (4-Kammer- Blick, RV Einfluss-Ausfluss-Trakt-Blick, TG Midpapillärer Querschnitt), paradoxe Septumbewegung, D-Sign
- Linker Ventrikel
- Kenntnis der echokardiographischen Zeichen der Luftembolie, Evaluation des Risikos einer paradoxen Embolie
- Kenntnis einfacher kongenitaler Vitien im Erwachsenenalter als mögliche Ursache ungeklärter Hypoxie und hämodynamischer Instabilität
- ASD
- PFO
- Evaluation des Volumenstatus
- TG Mid SAX: enddiastolische Fläche, Phänomen der „kissing papillaries“, Volumenreagibilität
- ME 4K: hypermobiles IAS
- TG LAX: VTI im LVOT und Volumenreagibilität
- Erkennen von Befunden, die das Hinzuziehen eines fortgeschrittenen Untersuchers erfordern
Praktische Fertigkeiten:
- Gerätebedienung und Einstellung, Bildoptimierung
- Anlegen einer Untersuchung
- Einführen der Sonde (Demonstration durch Tutor)
- Sondenführung (am Simulator)
- Durchführung einer transoesophagealen Basisuntersuchung mit den 11 Standardschnitten nach Reeves + TG LAX (am Simulator)
- Differenzierung zwischen Normalbefunden und ausgeprägten pathologischen Befunden der kardialen Struktur und Funktion
- Durchführung einer Segmentanalyse des LV zur Erkennung ausgeprägter regionaler Wandbewegungsstörungen , die auf eine myokardiale Ischämie oder einen Myokardinfarkt hinweisen
- Anwendung der Dopplerechokardiographie zur Evaluation von Klappenvitien (Farbdoppler bei Insuffizienzen, CW-Doppler bei Stenosen)
- Erkennen großer intrakardialer Raumforderungen (Tumoren/Thromben)
- Erkennen ausgeprägter Perikardergüsse und der Zeichen der Perikardtamponade, Abschätzung der Ergussmenge
- Erkennen von Ultraschall-Artefakten und ihre Differenzierung gegenüber pathologischen Befunden
- Dokumentation echokardiographischer Befunde
- Erkennen von Komplikationen der TEE
Literatur:
- Basic Perioperative Transesophgeal Echocardiography Examination: A consensus Statement of the American Society of Echocardiography and the Society of Cardiovascular Anesthesiologists. Reeves ST , Finley AC, Skubas NJ, Swaminathan M, Whitley WS, Glas KE, Hahn RT, Shanewise JS, Adams MS, Shernan SK. J Am Soc Echocardiogr 2013;26: 443 – 56
- Practice Guidelines for Perioperative Transesophageal Echocardiography. Anesthesiology 2010; 112: 1084 – 109
- Perioperative fokussierte Echokardiographie in der Anästhesiologie und Intensivmedizin. Greim CA, Weber S, Göpfert M, Groesdonk H, Treskatsch S, Wolf B, Zahn P, Müller M, Zenz S, Rauch H, Molitoris U, Ender J. Anästh Intensivmed 2017;58:616-648
Kursprogramm als Beispiel
Tag 1
10:30 – 11:00 | Begrüßung, Ausgabe der Kursunterlagen, Kursablauf |
11:00 – 11:30 | Echokardiographie (Verfahren, Geräteeinstellung, TEE-Sonden) |
11:30 – 12:00 | Einsatzgebiete, Indikationen, Kontraindikationen, Risiken |
12:00 – 12:30 | Standardschnitte / Sonoanatomie / Basisuntersuchung nach Reeves |
12:30 – 13:30 | Mittagspause |
13:30 – 15:00 | Praktische Übungen: Geräteeinstellung, Sondenführung und Handhabung, Standarduntersuchung |
15:00 – 15:15 | Kaffeepause |
15:15 – 15:35 | Globale LV-Funktion: Standardschnitte, visuelle Beurteilung |
15:35 – 16:00 | Regionale LV-Funktion (17-Segmentmodell), Myokardischämie |
16:00 – 16:30 | RV-Funktion (Standardschnitte / visuelle Beurteilung) |
16:30 – 16:45 | Lungenembolie |
16:45 – 17:00 | Pflege und Wartung / Dokumentation |
17:00 – 17:30 | Erfolgskontrolle |
Tag 2
08:00 – 10:00 | Praxis: Untersuchungsgang mit den erweiterten Standardschnittebenen nach Reeves |
10:00 – 10:15 | Kaffeepause |
10:15 – 10:45 | Dopplerechokardiographie |
10:45 – 11:15 | Mitralklappe |
11:15 – 11:45 | Aortenklappe |
11:45 – 12:15 | Trikuspidal- und Pulmonalklappe |
12:30 – 13:30 | Mittagspause |
13:15 – 15:15 | Praxis: Dopplerechokardiographie und Klappendarstellung |
15:15 – 15:30 | Kaffeepause |
15:30 – 15:50 | Einfache kongenitale Vitien, paradoxe Embolie |
15:50 – 16:15 | Perikarderguss/Tamponade |
16:15 – 16:45 | Erfolgskontrolle |
Tag 3
08:00 – 10:00 | Praxis der TEE: Doppleruntersuchung, Klappendarstellung, Ventrikelfunktion |
10:00 – 10:15 | Kaffeepause |
10:15 – 10:45 | Intrakardiale Raumforderungen, Abgrenzung zu Artefakten |
10:45 – 11:15 | Aortendissektion |
11:15 – 11:45 | Hämodynamisches Monitoring/Volumenreagibilität |
11:45– 12:15 | Erfolgskontrolle |
12:15 – 12:30 | Abschlussbesprechung, Ausgabe der Zertifikate |
Dieses Programm stellt einen Vorschlag dar. Insoweit die Vorgaben bezüglich der Kursinhalte, der Mindest-Stundenzahl, des Praxisanteils sowie des Teilnehmer - Tutorenverhältnisses eingehalten werden, kann der einzelne Veranstalter auch davon abweichen.