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Paradigmenwechsel in der Notfallmedizin

| Pressemitteilungen 2023, DEGUM Aktuell,

Präklinische Notfallsonografie für eine effizientere Patientenversorgung

Der Ultraschall im Rettungsdienst bietet die Möglichkeit, schnell und sicher lebenswichtige Entscheidungen zu treffen und damit auch Leben zu retten. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) bildet seit vielen Jahren in der Notfallmedizin tätige Ärztinnen und Ärzte in der Ultraschalldiagnostik aus. Doch trotz des innovativen Konzepts ist die präklinische Notfallsonografie in Deutschland noch nicht flächendeckend etabliert. Viele Notfallmediziner sind unzureichend ausgebildet. Die Fachgesellschaft appelliert an die Träger der Rettungsdienste, entsprechende, standardisierte Infrastrukturen zu schaffen und die Rettungswagen und Hubschrauber mit Ultraschallgeräten auszustatten. Heute haben Experten der Fachgesellschaft in einer Online-Pressekonferenz die neuesten Entwicklungen in der Notfallsonografie und das mehrstufige Ausbildungskonzept der DEGUM vorgestellt.

In der Notfallmedizin bedeutet Zeit oft Leben. „Mit der präklinischen Notfallsonografie bringen wir die Diagnostik direkt zum Patienten, beschleunigen die Entscheidungsfindung und ermöglichen eine zielgerichtete Therapie – direkt am Notfallort", sagt Dr. med. Armin Seibel, Leiter der Interdisziplinären Intensivmedizin am DRK Krankenhaus Kirchen und Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Notfallsonografie. Unter präklinischer Notfallsonografie versteht man eine strukturiert durchgeführte, symptomorientierte Multiorgansonografie am Notfallpatienten noch am Einsatzort. „Notfallpatienten müssen nicht warten, bis sie in einer Klinik sind, sondern werden sofort mit einem mobilen Ultraschallgerät untersucht", so Seibel weiter.

Notfallmediziner stehen oft vor der Herausforderung, ohne umfangreiche Diagnostik wie Labortests und interdisziplinären Austausch schnell lebenswichtige Entscheidungen treffen zu müssen. Die präklinische Notfallsonografie ermöglicht es, viele Differentialdiagnosen sofort und mit hoher diagnostischer Sicherheit zu stellen. Trotz des innovativen Konzepts ist der Ultraschall im Rettungsdienst noch nicht flächendeckend etabliert. „Dadurch werden unter Umständen Leben gefährdet. Deshalb ist es entscheidend, dass die Träger der Rettungsdienste für eine flächendeckende Ausstattung der Rettungswagen und Hubschrauber mit Ultraschallgeräten sorgen", betont Seibel.

Notfallmediziner in der Notfallsonografie oft unzureichend ausgebildet
Ärztinnen und Ärzte, die in der Notfallmedizin tätig sind, müssen in der Notfallsonografie gut ausgebildet sein. Denn nur mit einem fundierten Fachwissen können sie auch im Notfallsituationen den Ultraschall fachgerecht einsetzen. „Von den rund 20 Millionen Menschen, die jedes Jahr in Deutschland in eine Notaufnahme kommen, haben circa 70 Prozent internistische, allgemeinchirurgische und neurologische Symptome. Die Klärung dieser Symptome mit Ultraschall verlangt eine hohe Expertise“, sagt Dr. med. Thomas Händl, Chefarzt Zentrale Notaufnahme Klinikum Garmisch-Partenkirchen GmbH, stellvertretender Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Notfallsonografie. Angehende Fachärztinnen- und ärzte für Chirurgie oder Innere Medizin müssten zwar im Rahmen ihrer Facharztausbildungen für mindestens 6 Monate in die Notaufnahme rotieren, meist jedoch innerhalb der ersten 2 Jahre ihrer Facharztausbildung mit noch wenig klinischer und sonografischer Expertise.

Gute Ausbildungskonzepte existieren bereits: Etwa die von der DEGUM angebotenen Ausbildungsformate, die in den vergangenen Jahren bereits von rund 15.000 Ärztinnen und Ärzten besucht wurden. Die Arbeitsgruppe Notfallsonografie der deutschen, österreichischen und schweizerischen Ultraschallgesellschaften DEGUM, ÖGEUM und SGUM hat dieses länderübergreifende Ausbildungskonzept bereits 2008 etabliert und kontinuierlich weiterentwickelt. „Ziel ist es, im Rahmen von Basiskursen den fachgerechten, symptomorientierten und fokussierten Einsatz der Sonografie zu erlernen, um bei lebensbedrohlichen oder häufigen Symptomen im Notfall die richtigen Befunde erheben zu können“, sagt Händl.

Inzwischen gibt es auch ein Curriculum für einen Aufbaukurs, der die Möglichkeiten der erweiterten Diagnostik bei Notfallpatienten vermittelt. Die Kurse dauern 2 Tage, finden in Kleingruppen mit maximal 5 Teilnehmenden statt und haben einen Praxisanteil von 50 Prozent. In den Kursen wird auch auf die erschwerten Untersuchungsbedingungen im Notfall eingegangen und die Möglichkeiten und Grenzen der präklinischen Sonografie vermittelt.

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