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Schallkopfhygiene in der gynäkologischen Routine

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Welches Desinfektionsverfahren ist geeignet?

Vaginale Ultraschallsonden sind semikritische Medizinprodukte der Gruppe A, die nach jeder Untersuchung einer Patientin zu desinfizieren sind. Gemäß den „Grundlegenden Anforderungen an Medizinprodukte (Richtlinie 93/42/EWG, Anhang I, Abschnitt 13)“ muss die Gebrauchsanweisung geeignete, also wirksame und materialverträgliche Aufbereitungsverfahren enthalten.

Die Latexhülle, die bei einer transvaginalen Ultraschalluntersuchung auf die Schallsonde gestülpt wird, kann nicht verhindern, dass es zu Schmierinfektionen und Kreuzkontaminationen mit Krankheitserregern wie HPV, HIV oder MRSA kommen kann. Daher muss die Schallsonde nach der Anwendung - insbesondere wenn eine Ruptur der Schutzhülle vorliegt - zusätzlich gereinigt und mit einer bakteriziden, fungiziden und viruziden Desinfektion behandelt werden.

Doch welche Desinfektionsmethode ist die geeignetste für den Praxisalltag?
Viruzide Wischtücher fallen in die Kategorie der "Low-Level-Desinfektion (LLD)". Dieses Verfahren ist leicht anwendbar, hat gut reinigende Eigenschaften, ist viruswirksam bei HPV und besitzt eine hohe Hautverträglichkeit. Es hat aber den Nachteil, dass bei dem Desinfektionsprozess nicht alle Mikroorganismen beseitigt werden.

Hingegen ist die Tauchdesinfektion wesentlich effektiver. Bei diesem High-Level-Desinfektionsverfahren (HLD) wird der Schallkopf eine gewisse Zeit in eine auf Glutaraldehyd oder Bernsteinsäurealdehyd basierende Flüssigkeit getaucht. Der Nachteil ist jedoch, dass die Methode mit 15 Minuten Einwirkzeit sehr zeitaufwändig ist. Zudem trägt sie zu einem stärkeren Verschleiß der Schallsonde bei. In kleinen unbelüfteten Räumen kann das Einatmen verdampfender Desinfektionsflüssigkeit die Gesundheit gefährden  und die Sonde muss nach dem Verfahren mit qualitativ hochwertigem Wasser abgespült werden.

Seit 2009 steht ein neues softwaregesteuertes, maschinelles HLD-Verfahren zur Verfügung. Hierbei wird die gesamte Schallsonde (Schallkopf und Handgriff) in eine abgedichtete Desinfektionskammer gelegt, in die Wasserstoffperoxid (H2O2) als Mikrobizid geleitet wird. Durch die ultrafeine Vernebelung wird die gesamte Oberfläche der Sonde mit dem Wirkstoff  benetzt. Am Prozessende spaltet ein katalytisches Zersetzungssystem das H2O2 umweltfreundlich zu Sauerstoff und Wasser. Die Ultraschallsonde ist nach der Desinfektion trocken und direkt wieder verwendbar. Auch dass die Sonde nicht vom Ultraschallgerät getrennt werden muss ist ein großer Vorteil und erleichtert neben der zuverlässigen, schnellen Desinfektion den Praxisalltag.

Literatur:
Merz, E.: Ist die Schallkopfhygiene beim Einsatz von Vaginalsonden in der gynäkologischen Routine ausreichend? Ultraschall in Med 2016; 37(02): 137-139, DOI: 10.1055/s-0042-103605

www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0042-103605


 

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