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Größe und Gewicht des Feten exakt bestimmen

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Ultraschall wird präziser - Anwendung muss jedoch besser werden

Während der Schwangerschaft sollten Größe und Gewicht des Babys in regelmäßigen Abständen mittels Ultraschall kontrolliert werden. So kann der Gynäkologe eventuelle Entwicklungsstörungen oder ernsthafte Erkrankungen frühzeitig erkennen. Ist das Baby zum Geburtstermin zu klein oder zu groß, muss zudem oft über die Entbindungsweise - beispielsweise einen Kaiserschnitt - entschieden werden. Die Größenbestimmung per Ultraschall ist zwar noch nicht exakt, doch in den vergangenen Jahren immer präziser geworden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass auch die Expertise des Ultraschall-Anwenders wichtig für genaue Ergebnisse ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) unterstützt die Forschung sowie Ausbildung auf diesem Gebiet, um künftig noch bessere Ergebnisse in der Biometrie-Bestimmung des Ultraschalls zu erreichen.

Das Geburtsgewicht hat einen großen Einfluss darauf, ob ein Neugeborenes einer höheren Erkrankungs- oder Sterbewahrscheinlichkeit ausgesetzt ist.  Ist das Geburtsgewicht zu gering, hat das Baby ein erhöhtes Risiko für neurologische Defizite sowie Entwicklungsstörungen während der Kindheit. "Wenn das Kind beispielsweise zur Geburt die 29. Schwangerschaftswoche noch nicht erreicht hat und weniger als 600 Gramm wiegt, sollte auch über einen Schwangerschaftsabbruch gesprochen werden", betont Privatdozent Dr. med. Kai-Sven Heling, Präsident der DEGUM. Wenn das Baby hingegen zur Geburt über 4500 g wiegt, erleichtert meist ein Kaiserschnitt die Geburt für Mutter und Kind, so der Gynäkologe. Folglich ist die Biometrie-Bestimmung ein bedeutsamer Faktor in der Geburtshilfe. Heutzutage ist hierfür der Ultraschall die am häufigsten eingesetzte Methode. Durch bessere Ultraschallgeräte und präzisiere Berechnungen haben sich die Ergebnisse in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert.

Doch immernoch weichen die Größenbestimmungen per Ultraschall oft vom realen Gewicht des Kindes ab. "Neben dem Body Mass Index der Schwangeren sind die individuellen biometrischen Parameter des Kindes ein weiterer Grund für Ungenauigkeit", führt Professor Dr. med. Renaldo Faber, Leiter der DEGUM-Sektion Gynälkologie und Geburtshilfe, aus. So erbringt beispielsweise die bisherige Standard-Rechenmethode "Hadlock" in der Pränataldiagnostik für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes und einem zu großen Feten keine aussagekräftigen Ergebnisse, wie eine aktuelle Studie zeigt. Insbesondere bei sehr kleinen und sehr großen Feten ist die Fehleranfälligkeit der Berechnungen noch sehr groß. "Derzeit versuchen Wissenschaftler verschiedene Parameter der bekannten Methoden miteinander zu verbinden, um die Präzision zu verbessern", kommentiert Faber.

"Darüber hinaus hängt das Ergebnis auch wesentlich von der Ausbildung und Erfahrung des Experten ab", erklärt Privatdozent Dr. med. Florian Faschingbauer, Oberarzt an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Seine Forschungsgruppe zeigt in einer aktuellen Untersuchung, dass die genauesten Berechnungen von erfahrenen Ultraschall-Experten gemacht wurden. "Die besten Ergebnisse lieferten demnach Anwender, die bereits 200 bis 300 Ultraschallbilder gemacht und ausgewertet haben. Das entspricht auch den Stufe II-Anforderungen der DEGUM", so Faschingbauer.

Die DEGUM mahnt anlässlich dieser Ergebnisse vor der zunehmend schlechter werdenden Qualität der Ultraschallausbildung in den Kliniken. "Ein Grund dafür ist, dass der Ultraschall bis heute noch nicht in den Leitlinien etabliert ist", so der DEGUM-Präsident Heling. Auch hierzu sei es erforderlich, die sonografische Forschung voranzubringen und den hohen Stellenwert des Ultraschalls in der Medizin zu belegen.

Quellen:

Florian Faschingbauer, MD, Ulf Dammer, MD, Eva Raabe, MD, Sven Kehl, MD, Matthias Schmid, Ralf L. Schild, Matthias W. Beckmann, Andreas Mayr, PhD; A New Sonographic Weight Estimation Formula for Small-for-Gestational-Age Fetuses, J Ultrasound Med 2016; 35:e39–e50

G. PAGANI, N. PALAI, S. ZATTI, N. FRATELLI, F. PREFUMO and T. FRUSCA ; Fetal weight estimation in gestational diabetic pregnancies: comparison between conventional and three-dimensional fractional thigh volume methods using gestation-adjusted projection; Ultrasound Obstet Gynecol 2014; 43: 72–76

 

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