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Tremor: Wie das Zittern des Armes mittels Ultraschall um 80 Prozent reduziert werden kann

| Pressemitteilungen 2022,

Fokussierter Ultraschall gilt als erfolgsversprechend bei Zittererkrankungen/ DEGUM-Online-PK am 18. Mai

Mai 2022 – Unkontrollierbares, sich chronisch verstärkendes Zittern – medizinisch als Tremor bezeichnet – ist eines der häufigsten neurologischen Symptome. Ob Haare kämmen oder das Einschenken einer Tasse Kaffee – selbst die einfachsten Tätigkeiten werden bei starker Symptomatik zur Herausforderung. Viele Betroffene ziehen sich deshalb sozial zurück oder müssen ihren Beruf aufgeben. Wenn Medikamente nicht helfen, ist bisher ein operativer Eingriff mit Implantation von Elektroden in die Tiefe des Gehirns oft die einzige Option. Mit dem MRT-gesteuerten fokussierten Ultraschall (MRgFUS) gibt es seit Kurzem eine weitere Alternative: Neu dabei ist der Einsatz eines helmförmigen Ultraschallwandlers, der am Kopf des Erkrankten angebracht wird – und über 1.000 fokussierte Ultraschallwellen in ein definiertes Hirnareal schickt. Wie der Tremor dadurch bekämpft wird, erläutern Expert*innen auf einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) am Mittwoch, den 18. Mai 2022, von 11 bis 12 Uhr.

Link zur Anmeldung: https://register.gotowebinar.com/register/6506128481951327503

Die häufigste Form des Tremors ist der so genannte Essenzielle Tremor, der beide Körperhälften betrifft und sich als Aktionstremor äußert: Strecken Erkrankte etwa die Arme nach vorne aus, können die Fingerspitzen um bis zu mehreren Zentimetern hin- und her schlagen. „Der Essenzielle Tremor kann bei Halte- und Zielaufgaben für die Patient*innen sehr beeinträchtigend sein“, sagt Dr. med. Steffen Paschen, Oberarzt an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Auch wenn die Erkrankung sich in einer verstärkten Ausprägung häufig erst bei älteren Menschen vollständig zeigt, machen sich die ersten Symptome bereits in deutlich jüngeren Jahren bemerkbar und stark Betroffene können unter einer eingeschränkten Lebensqualität bis hin zur Berufsunfähigkeit leiden.

An erster Stelle steht die medikamentöse Therapie. Sollte diese keinen ausreichenden Effekt erbringen und/oder mit störenden Nebenwirkungen assoziiert sein, können invasive Verfahren erwogen werden. Neben dem fokussierten Ultraschall steht die Tiefe Hirnstimulation (THS) als operatives Verfahren zu Verfügung. Hierbei werden über Elektroden in der Tiefe des Gehirns in definierten Zielregionen Stromimpulse abgegeben, um das Zittern zu unterdrücken. Für diesen Eingriff muss der Schädel mittels kleiner Bohrlöcher eröffnet werden, was mit einem geringen Blutungs- und Infektionsrisiko verbunden ist.

„Mit dem Magnetresonanz-gesteuerten fokussierten Ultraschall steht eine schonendere Therapieoption zur Verfügung“, sagt Paschen. Die Auswahl des Verfahrens und die Behandlung erfolgt interdisziplinär im neurochirurgisch-neurologischen Team unter Berücksichtigung individueller Patientencharakteristika. Bei der Behandlung wird den Betroffenen eine Art Helm mit 1024 Ultraschallquellen auf den Kopf gesetzt. Im Zielgebiet des Gehirns – einem Knotenpunkt bei Zittererkrankungen – werden die aus allen Richtungen eintreffenden Ultraschallwellen in Wärme umgewandelt und veröden das dort liegende Gewebe. Das hat zahlreiche Vorteile: „Der Schädel bleibt intakt und auch umliegendes Gewebe und Blutgefäße werden nicht in Mitleidenschaft gezogen“, betont Paschen. Allerdings sei auch dieser Eingriff mit möglichen Nebenwirkungen verbunden: Zu den wichtigsten zählen eine mögliche Gangstörung, Gefühlsstörungen oder eine verwaschene Sprache. „Diese sind jedoch meist nur mild und bilden sich in den Monaten nach der Behandlung zurück.“ Der Therapieeffekt jedoch – eine Abnahme des Tremors auf der behandelten Seite um 80 bis 90 Prozent – bleibe bisherigen Daten zufolge auch fünf Jahre nach dem Eingriff noch bestehen.

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